Port Gentil Teil 8
Die Kammer teilte ich mir mit einem jungen Mann aus Ghana. Wir waren von Anfang an Freunde. Victor wohnte in Moské, dem Moscheenviertel von Port Gentil, bei Leuten aus seiner Heimat. Er arbeitete für 5 Dollar pro Tag auf der Sampson Service, solange das Schiff in Gabun stationiert war. Wir lagen regelmäßig in Port Gentil. Er stellte mich seinen Mitbewohnern vor, Peter und Ian. Sie hatten einen schwarzen Kater, »Black Power«, und eine Katze mit fünf jungen, den Kindern von Black Power.

Zwei Wochen nachdem ich an Bord kam, wurde Victor grundlos gefeuert. Zum Trost lud ich ihn auf mein Lieblingswrack. 500 Meter westlich der Pier lag ein zerschossenes Landungsboot halb versunken am Strand des Ogowe. Im Kettenkasten für die Landungsklappe klaffte ein großes Loch. Innen gab es eine erhöhte Plattform, etwa fünf Quadratmeter Fläche. Ein kühler, schattiger Ort der Stille, mein heimliches Exil, wo ich von oben herab den Krabben beim Fressen zuschaute, ohne selbst gesehen zu werden. Der einzige Schmuck war eine Blumenvase, die ich bei jedem Besuch mit selbstgepflückten Pflanzen füllte. Victor konnte damit nichts anfangen. Mein Lieblingsplatz irritierte ihn. Er wollte nach Hause. Ich sollte ihn am nächsten Tag im Moscheenviertel besuchen.