Port Gentil Teil 3
Die Zukunft sah wieder düster aus, bis sich nach ein paar Stunden eine weiße Plastikyacht aus dem Ogowe-Delta näherte und Kurs auf die Golden Harvest nahm. Ich hatte sofort ein gutes Gefühl. An Bord waren drei junge Franzosen. Sie wirkten sehr menschlich, sodass ich offen fragte, ob sie afrikanischen Tabak kennen würden.
»Oui, oui!« Na klar!
»Tabac Africain! C’est magnefique!«
Sie hätten so was, ich sollte doch mitkommen.

Es war das Beste, was mir passieren konnte: Einfach verschwinden. Momo und Elise würden sich schon irgendwie abreagieren. Ich zeigte den Jungs kurz das Schiff, servierte den Katzen Futter und steckte ein paar Fotos ein. Wir segelten den Ogowe aufwärts nach Port Gentil. Dort gab es direkt am Strand eine Art Markthalle aus Beton. Oben am Giebel stand das Wort »Marché«.

Der Hafen war eigentlich nur eine Spundwand am Ende einer versandeten Bucht, wo ein paar größere Einbäume lagen und das Dampfboot von dem Käfersammler. Die jungen Franzosen führten mich an der Kathedrale vorbei in ein sehr schönes Stadtviertel. Sie gehörten zu einer Blues-Band, die aus schwarzen und weißen Musikern bestand. Der Drummer, ein kleiner, dicker, freundlicher Gabunese hieß Pascha. Joeman war der Bassist. Er baute riesige Tüten mit normalem Briefpapier und langen Filtern aus Pappe. Danach wurde stundenlang gejammt. Sie hatten eine 60 Watt Anlage und zwei alte E-Gitarren.

Die Golden Harvest lag derweil verlassen am Kap Lopez. Es wäre leicht gewesen, Operation Namibia ein Weilchen zu vergessen, aber die drei wollten natürlich wissen, was es mit dem schwarzen Schiff auf sich hatte, ob noch andere Leute an Bord lebten und was wir so machten. Ich erzählte, dass wir Bücher für die Unterdrückten in Namibia transportierten. Sie wussten nichts von Namibia. Nur Pascha wirkte interessiert, er fragte immer wieder nach den Büchern und wollte mir am nächsten Tag ein paar seiner Freunde vorstellen, die ebenfalls Bücher lesen würden. Er tat sehr geheimnisvoll. Das seien Freunde der okkulten Literatur.