Principe Teil 9
Ein Teil der Offiziere und die meisten Soldaten begleiteten uns zur Golden Harvest, die immer noch auf der Sandbank festlag. Sie kamen mit an Bord. Wir öffneten die Luken und Niedergänge, sahen das Chaos: Überall lagen Berge von Büchern, aufgeklappt, durcheinander, mit zerknickten Seiten und abgerissenen Deckeln, dazwischen der Inhalt der Kammern, Kojen und Regale ausgebreitet auf den Bohlen. Die Bilgen waren übergelaufen.

Zwischen den Müllbergen standen Molotow-Cocktails, als ob sie den Schoner in die Luft jagen wollten. Wir konnten uns das nicht erklären. Die Zünder hatten schon mal gebrannt, die Tücher in den Flaschenhälsen waren verkohlt. Es roch nach Kerosin. Vielleicht wurden die Dinger als Lichtquelle benutzt? Für uns war es ein Akt der Gewalt. Sie steckten überall. Im Maschinenraum, in der master’s cabin, auf dem Tisch in der Kombüse, vorn im Kabelgatt. Höchst gefährlich!
Elise rastete aus beim Anblick dieser Schweinerei. Sie verfluchte die Soldaten und drohte mit der Faust. Roy bekam einen Wutanfall, als sie ihn zwingen wollten Kati zu starten. Das ging noch nicht, sie sollten das endlich kapieren: »For the sake of a bloody fuck!«

Kris aktivierte den Generator. Ein entsetzlicher Lärm. Ich wurde von einem der Leute geschubst und fing an zu fluchen. Das Fischerboot drückte uns von der Sandbank, obwohl die Maschine noch gar nicht lief. Wir zeigten den Offizieren wütend den Finger. Sie brüllten Befehle. Die Schergen entsicherten ihre Gewehre und schossen in die Luft.

Im Maschinenraum schwammen zerfledderte Bücher in der Bilge. Die Antriebswelle lag unter Wasser. Roy stand bis zu den Knöcheln in der öligen Brühe, bei dem Versuch, die Maschine zu starten. Ich bediente die Ventile. Kati spuckte Rostnebel. Danach sprang sie fauchend an. Unser Trinkwassertank war leer. Wir hatten nur noch einen Reservekanister und keine frischen Lebensmittel. Roy lehnte die Verantwortung ab. Unter solchen Umständen könne er keine Verantwortung tragen. Ich versuchte, ihm Mut zu machen. Dem Befehlshaber dauerte das zu lange. Er brüllte furchtbar, mit hochrotem Kopf. Wir sollten Gas geben und losfahren. Okay! Roy kümmerte sich um das Getriebe. Halbe Kraft voraus. Die Stagsegel wurden gehisst, das Großsegel ausgerichtet. Es gab viel zu tun. Alles, was lose an Deck herumlag, musste festgelascht werden, um das Schiff halbwegs seeklar zu kriegen. Die Stiefelknechte blieben dauernd in unserer Nähe.

Bis zum Sonnenuntergang hatten wir die Bucht von Santo Antonio hinter uns. Das Fischerboot kam längsseits, um die Soldaten von Bord zu holen. Wir fluchten wüst hinterher und drohten mit den Fäusten, bis Schüsse fielen. Erst schossen sie in die Luft, dann gezielt. Wir ließen uns flach auf das Deck fallen, hörten die Kugeln über den Köpfen pfeifen. Danach herrschte wieder Ruhe.

Das Boot eskortierte uns aus der Dreimeilenzone. Sie schossen noch einmal und drehten dann ab, bis nur noch ein Lichtpunkt in der Dunkelheit zu sehen war. Die hatten lediglich ein Rundum-Licht im Masttopp, keine Positionslampen, sodass wir nicht erkennen konnten, in welche Richtung der Kutter fuhr, ob sie auch wirklich zurückblieben. Wir sahen das Licht noch sehr lange. Es wirkte wie ein Glühwürmchen vor der monumentalen Kulisse dieser verfluchten Insel.