Principe Teil 8
Auf einmal standen wir im Freien, in einem Hof mit rot blühenden Büschen und Bäumen. Die Sonne strahlte. Wir folgten dem Trampelpfad zu einem weiteren Hof, an den eine Art Gefängnis angrenzte und ein schönes Haus aus der Kolonialzeit. Die beiden Gebäude waren durch eine Mauer verbunden. Dort sollte ich mich hin stellen, mit dem Gesicht zur Wand.

Die Mauer war von Kugeleinschlägen durchlöchert. Ich wartete eine Weile, achtete auf die Geräusche hinter mir, das Knirschen der Stiefel und wie sie mit den Waffen hantierten. Dann machte es auf einmal »Klick«, als hätte jemand abgedrückt. Wahrscheinlich Ladehemmung. Es wunderte mich, dass die einfach abdrückten, ohne Kommando. Im nächsten Moment brüllte jemand. Es klang resolut. Ein Schießbefehl. Ich blieb einfach stehen. Die Order wurde wiederholt. Einer kam von hinten auf mich zu. Ich war hellwach und dachte: Der nimmt jetzt die Pistole, weil das mit dem Gewehr nicht funktioniert. Ich wurde an der Schulter gepackt, umgedreht und mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt.

Zehn Meter entfernt lungerten die Soldaten mit ihren Kalaschnikows. Außerdem stand dort ein Stuhl, und auf dem Stuhl die Faltenbalg-Kamera von Professör. Er fuchtelte mit den Armen, zerlegte das Objektiv und baute es wieder zusammen. Irgendetwas klemmte. Die Hinrichtung verzögerte sich. Sie wollten mich vorher noch fotografieren, aber ich hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen. Es war kein Spaß mehr.

Die Kamera machte »Klick«. Ich wurde von allen Seiten gefilmt. Danach führten sie mich zurück ins Gebäude. Mir war schlecht. Das Rauchen auf nüchternen Magen, der ganze Stress. Die Hexen im Mittelalter bekamen immer erst nach der Folter etwas zu essen, weil sie sonst alles vollgekotzt hätten. Ich konnte die Veranda erkennen, den Raum zwischen unserem Gefängnis und dem Verhörtrakt. Sie entriegelten die Tür und schubsten mich ins Zimmer. Da waren die anderen. Elise, Kris, Hans und Roy. Sie saßen vereinzelt auf den Pritschen. Nur Momo fehlte. Morishda lag immer noch stöhnend quer vor der Tür.