Principe Teil 1
Auch ohne das historische Wissen aus dem Weltalmanach und dem African-Pilot, war Principe eine außergewöhnliche Insel, mit einer pulsierenden, von Vogelstimmen und Wohlgerüchen durchdrungenen Aura, die alle Sinne gleichzeitig in Anspruch nahm. Über der nördlichen Hochebene flimmerte die Luft in der Nachmittagshitze. Im Süden konnten wir zwischen den Vulkanbergen eine permanente Wolkenbildung beobachten. Hunderte kleiner Nebelgespenster, eben noch aus dem Nichts entstanden, stiegen auf zu den Gipfeln, um sich dort zu erleichtern und das Sonnenlicht zu brechen. Zwischen den grünen Basaltkegeln und den bizarren Schloten der steil aufragenden Phonolithe, bildeten sich prächtige Regenbogen. Der Wind flaute ab. Wir segelten nur noch eine Meile pro Stunde, wollten aber vor Sonnenuntergang die Strandregion nach Kokosnüssen absuchen. Die Maschine wurde gestartet. Ich bediente die Ventile. Roy den Anlasser. Kompression! Es rauchte und spritzte. Kati kam donnernd in Fahrt.

Wir blieben dicht unter Land und folgten mit halber Kraft der Westküste in Richtung Süden, begleitet von krächzenden Papageien, denen es Vergnügen bereitete, uns von oben herab vor die Füße zu scheißen, als wollten sie sagen, bis hierhin und nicht weiter. Kris hatte auf einmal wieder sein terrible feeling of déjà-vu. Als wäre er schon einmal hier gewesen. Irgendwie unheimlich. Mir ging es ähnlich. Soviel ungebrochene wilde Natur war gewöhnungsbedürftig. Es gab nicht ein einziges Hochhaus, keine Straße, keinen Leuchtturm, keine Mole.

Die Insel offenbarte sich uns in ihrer ursprünglichen Pracht. Ein Parabolspiegel am Westhang des »Morro Papagaio«, der wie ein neugieriges Ohr aus dem Urwald herausragte, schien der einzige Hinweis auf Zivilisation zu sein. Ansonsten war rundherum alles grün. Auch das Wasser wurde grünlich, als wir in die Baya de Agulhas einliefen, vorbei an kleinen Buchten und terrassenartigen Stränden, an denen schlanke Einbäume in der Sonne lagen. Durchs Fernglas konnte man zwischen den Palmen auf den höher gelegenen Strandterrassen Holzhütten erkennen und nackte Eingeborene, die unbekümmert mit ihren Hunden spielten, als sei dies ein Vorort vom Paradies.