Lome Teil 5
Gelegentlich paddelten Momo und Elise an Land, um etwas zu erledigen. Dann konnten wir »cocoa and weed parties« feiern und die Sau raus lassen, ohne dafür kritisiert zu werden. Mit cocoa war Kakao gemeint. Weed bedeutet Unkraut. Die cocoa and weed parties fanden an Deck statt, vorn, unter dem Sonnensegel, zwischen Fockmast und Niedergang. Dann lagen wir auf den Matratzen und taten all das, was Momo und Elise nicht gut fanden. Zum Beispiel Unsinn machen und fluchen. Wir sprachen ungestört von mother fucking bastards und grölten irische Lieder: »Under the old triangle when jingle jangle« Roy sang aus vollem Herzen. Das musste endlich mal gesagt werden: »For the sake of a bloody fuck!«

Es war wundervoll, stundenlang zwischen den Windhutzen an Deck zu sitzen, ohne überwacht zu werden. Wir rührten uns jeder einen Extralöffel von diesem kostbaren Milchpulver in den Kakao und rauchten das Gras so, wie wir es für richtig hielten. Auf den cocoa and weed parties wurde kaum über Operation Namibia gesprochen, wegen der vielen widersprüchliche Meinungen auch im Hinblick auf die Bevormundung Afrikas durch die westliche Welt. Wenn Momo und Elise an Bord waren, gab es permanent Diskussionen um diese Frage. Das politische Projekt vereinte uns nicht mehr. Momo fand es schlicht arrogant, dass die Weißen meinten, sie müssten ihr zivilisiertes Wissen nach Afrika tragen.

Das Einzige, was zumindest die Raucher an Bord zusammenhielt, war die Meinung zum afrikanischen Tabak. Unter Deck hing ein kleines Bild am Großmast, zwei Köpfe im Profil, die sich anblickten. Der linke Kopf hatte eine Tüte im Mund, der rechte eine Zigarette. Der linke Kopf war mit vielen schönen Konturen gefüllt, dem Wissen der Welt. Er strahlte. Der rechte wirkte dunkel, mit verkniffenem Blick. Ein Ornament zeigte die Lungen und dieses Gebilde formte das Wort »cancer«. Zwischen den beiden Köpfen stand das Wort »Competition«, Wettbewerb.