Lagos Teil 13
Kurz nach vier gab es für jeden einen Schluck Wasser. Wir machten uns im Dunkeln auf den Weg, um gegen halb sechs an der vereinbarten Stelle mit Barry zusammenzutreffen. Ein Schwarm fliegender Hunde segelte lautlos durch die Nacht. Am Rande des Moto Parks standen bereits mehrere umgebaute PKW und Kleinbusse mit Dachgepäckträgern, die unter großem Palaver meterhoch mit Material bestückt wurden. Sobald ein Taxi voll war, ging die Reise los. Das nächste konnte beladen werden.

Barry stand gut gelaunt zwischen seinen Reisetaschen. Kris kaufte Tickets, mit dem Geld von Frank Unvin. Ich mochte diesen Platz, den seltsam verformten Baum in der Mitte mit der roten Rinde und Wucherungen im Geäst, die lärmenden Leute, die bunten Autos, den Geruch der staubigen Luft. Alles war schön. Die Sonne erhob sich goldstrahlend über den verrosteten Wellblechhütten.

Unser Taxi war ein Kleinwagen mit drei Sitzbänken. Auf dem Dach laschten sie gerade einen Korb mit Hühnern fest. Barry reichte seine Taschen hoch, die wundervollen Sachen, die er mitgebracht hatte. Der Fahrer sollte vorsichtig sein. Er fuchtelte mit den Armen:
»Please, be careful!«

Es wurde schnell heiß. Der driver überprüfte den Reifendruck. Im Fahrzeug saßen neun Personen. Kris und Barry vorn, umringt von Männern und Kindern, ich achtern, zwischen zwei kräftigen Mammies aus Ghana. Das Buschtaxi fuhr nach Accra. Lomé lag auf der Strecke. Vor der Abfahrt ermahnte uns der Fahrer dringlich, in Benin auf keinen Fall Dahomé zu sagen. So etwas wie Dahomé gebe es nicht:
»All right?«

An der Grenze sollten wir am besten gar nicht sprechen, sondern einfach die Ruhe bewahren und das machen, was er sagt. Wir sollten nicht klagen, nichts verlangen und immer freundlich bleiben, dann wäre die Fahrt kein Problem, ansonsten könnte es furchtbarste Probleme geben.

Das Taxi fuhr los, raus aus dem Ghetto über die großen Stadtautobahnen, wo man die Schiffe auf Reede sehen konnte, hinter den hohen Palmen, die stolz in den Himmel aufragten. Die Umgebung wurde immer schöner und grüner, je weiter wir uns von Lagos entfernten. Der Fahrtwind war erfrischend. Die Lady an meiner rechten Seite hatte rohe Fische dabei, die andere einen toten Hasen. Die wussten nichts von Politik. Sie lachten dauernd. Die Verständigung klappte prima. »Black and white, unite!«